Die Wahl des passenden Objektivs ist eine der entscheidendsten Entscheidungen in der Fotografie – besonders dann, wenn man mit einer APS-C-Kamera arbeitet. Obwohl viele Einsteiger zunächst glauben, die Bildqualität würde in erster Linie durch den Kamerabody bestimmt, ist es in Wahrheit oft das Objektiv, das darüber entscheidet, ob ein Foto technisch und gestalterisch überzeugt. Gerade für das APS-C-Format gibt es eine Vielzahl speziell abgestimmter Objektive, die in Kombination mit der richtigen Kamera beeindruckende Ergebnisse ermöglichen.
In diesem ausführlichen Ratgeber werden die Eigenschaften von Objektiven für APS-C-Kameras verständlich erklärt. Außerdem erhalten Leserinnen und Leser konkrete Empfehlungen für verschiedene fotografische Anwendungsbereiche: von Porträts über Landschafts- bis hin zur Streetfotografie. Ziel ist es, eine praxisnahe Orientierung zu geben, die sowohl Einsteigern als auch fortgeschrittenen Nutzern hilft, das passende Equipment zu finden und gezielt einzusetzen.
Warum es spezielle Objektive für APS-C-Kameras gibt
APS-C-Kameras verfügen über einen kleineren Sensor als Vollformatkameras. Das hat zur Folge, dass die effektive Bildwirkung eines Objektivs – also der sogenannte Bildwinkel – durch den Crop-Faktor verändert wird. Bei Canon liegt dieser Faktor in der Regel bei 1,6, bei Nikon, Sony oder Fujifilm bei 1,5.
Das bedeutet: Ein 50mm-Objektiv an einer APS-C-Kamera liefert den Bildausschnitt eines 75mm- bzw. 80mm-Objektivs an einer Vollformatkamera. Diese Brennweitenverlängerung wirkt sich spürbar auf die Komposition und die Einsatzmöglichkeiten aus.
Viele Hersteller bieten deshalb Objektive an, die speziell für APS-C-Sensoren entwickelt wurden. Diese sind optisch auf die kleinere Sensorfläche angepasst und können kompakter, leichter und kostengünstiger konstruiert werden. Gleichzeitig lassen sich Vollformat-Objektive häufig ebenfalls auf APS-C-Kameras verwenden – allerdings muss man dann stets den veränderten Bildwinkel berücksichtigen.
Die wichtigsten Objektivarten im Überblick
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven, wobei beide Typen für verschiedene Anwendungsbereiche sinnvoll sein können.
1. Festbrennweiten
Festbrennweiten verfügen über eine feste Brennweite und sind nicht zoombar. Dafür bieten sie in der Regel eine höhere Lichtstärke, bessere Abbildungsleistung und kompaktere Bauweise. Besonders im kreativen Bereich – Porträts, Reportage, Streetfotografie – erfreuen sie sich großer Beliebtheit.
2. Zoomobjektive
Zoomobjektive bieten mehr Flexibilität und decken mehrere Brennweiten in einem Gehäuse ab. Besonders auf Reisen oder für Anfänger, die verschiedene Brennweiten ausprobieren möchten, sind sie eine praktische Wahl. Moderne Zoomobjektive sind mittlerweile so gut konstruiert, dass sie auch in professionellen Anwendungen überzeugen können.
Empfehlungen nach Fotografie-Stil
Porträtfotografie
In der Porträtfotografie geht es oft darum, das Motiv vom Hintergrund abzuheben. Dazu ist eine geringe Tiefenschärfe ideal, wie sie durch lichtstarke Festbrennweiten erzeugt wird. Im APS-C-Bereich bedeutet das:
Empfohlene Brennweite: 50mm bis 85mm (entspricht ca. 75–135mm an Vollformat)
Beispiele:
- Canon EF 50mm f/1.8 STM – ein klassisches Einsteigerobjektiv mit sehr guter Bildqualität und wunderschönem Bokeh
- Nikon AF-S DX 85mm f/3.5G VR Micro – ideal für Porträts mit feinen Details
- Sony E 50mm f/1.8 OSS – für spiegellose APS-C-Kameras mit Bildstabilisierung und toller Schärfe
Diese Objektive liefern klare Motive mit weich verschwommenem Hintergrund – perfekt für Menschenfotografie mit stimmungsvoller Lichtsetzung.
Landschaftsfotografie
Für weite Panoramen und detaillierte Landschaftsaufnahmen benötigt man eher ein Weitwinkelobjektiv. Hier ist es wichtig, möglichst viel vom Bild im Fokus zu behalten – daher kommt es weniger auf extreme Lichtstärke an, sondern mehr auf Schärfentiefe und optische Präzision.
Empfohlene Brennweite: 10mm bis 24mm (entspricht ca. 15–35mm an Vollformat)
Beispiele:
- Tokina AT-X 11–20mm f/2.8 PRO DX – lichtstarkes Ultraweitwinkel für dramatische Landschaften
- Canon EF-S 10–18mm f/4.5–5.6 IS STM – leicht, günstig und mit Bildstabilisator, ideal für Reisefotografie
- Sigma 10–20mm f/3.5 EX DC HSM – hervorragende Verarbeitungsqualität und solide Leistung für Nikon, Canon und andere Systeme
Diese Objektive sind optimal, um große Bildwinkel einzufangen – Berge, Felder, Küstenlandschaften oder Städtepanoramen gelingen mit ihnen besonders wirkungsvoll.
Streetfotografie
In der Streetfotografie zählen Mobilität, Schnelligkeit und unauffälliges Auftreten. Kompakte Festbrennweiten mit einem natürlichen Bildwinkel sind hier besonders beliebt.
Empfohlene Brennweite: 23mm bis 35mm (entspricht ca. 35–50mm an Vollformat)
Beispiele:
- Fujifilm XF 23mm f/2 R WR – witterungsbeständig, leise und sehr scharf, perfekt für Fujifilm-X-Kameras
- Sony E 35mm f/1.8 OSS – bietet ideale Lichtstärke für Straßenfotografie auch bei Dämmerung
- Sigma 30mm f/1.4 DC DN Contemporary – sehr lichtstark, für kreative Street- und Reportagefotografie geeignet
Dank dieser Objektive lässt sich die Dynamik des Alltags, das Leben in der Stadt und spontane Momente unauffällig und wirkungsvoll festhalten.
Reise-, Allround- und Einsteigerobjektive
Gerade Einsteiger, die sich noch nicht auf einen Stil festlegen möchten, greifen gerne zu Standardzooms, die eine große Bandbreite an Brennweiten abdecken.
Empfohlene Brennweite: 18–55mm, 16–80mm oder 18–135mm
Beispiele:
- Canon EF-S 18–135mm f/3.5–5.6 IS USM – sehr flexibel, leise Fokussierung und guter Bildstabilisator
- Nikon AF-S DX 16–80mm f/2.8–4E ED VR – gehobenes Reiseobjektiv mit hervorragender Abbildungsleistung
- Sony E 18–135mm f/3.5–5.6 OSS – leicht, kompakt und enorm vielseitig
Diese Objektive sind ideal für Alltagsfotografie, Städtereisen oder Familienausflüge. Sie bieten genug Flexibilität für fast jede Situation und sind ein guter Start in das Thema Wechselobjektive.
Objektive für Videoaufnahmen mit APS-C
Für Videografen sind Objektive mit leisem Autofokus und Bildstabilisierung besonders wichtig. In vielen Fällen eignen sich dafür dieselben Objektive wie in der Fotografie – allerdings sollte auf Bezeichnungen wie STM (Canon), OSS (Sony) oder VR (Nikon) geachtet werden, die auf entsprechende Ausstattung hinweisen.
Fazit: Die Objektivwahl gezielt auf den Einsatzzweck abstimmen
Die Auswahl an Objektiven für APS-C-Kameras ist umfangreich und qualitativ hochwertig. Wer sich mit den Grundlagen der Brennweitenwirkung und dem Crop-Faktor vertraut macht, kann gezielt auswählen, welches Objektiv für welche fotografische Situation am besten geeignet ist.
Während Zoomobjektive durch ihre Vielseitigkeit punkten, bieten Festbrennweiten in der Regel die beste optische Qualität und kreative Kontrolle. Für jeden fotografischen Stil – ob Porträt, Landschaft, Reportage oder Reise – gibt es passende Modelle, die sowohl technisch als auch preislich überzeugen.
Wer langfristig Freude an der Fotografie haben möchte, sollte nicht nur auf die Kamera selbst, sondern vor allem auf die Wahl hochwertiger Objektive achten. Denn diese sind es, die das fotografische Potenzial einer APS-C-Kamera voll ausschöpfen und den entscheidenden Unterschied in der Bildwirkung ausmachen.
Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen zu einem bestimmten Kameramodell oder Hersteller eine individuelle Objektiv-Empfehlungsliste zusammenstellen – sprechen Sie mich einfach an.
FOTO: Morumotto1 / Depositphotos.com